Ein paar Kurze für zwischendurch

Stil

  • „Komm mit, Chayenne.“
  • „Bella, komm jetzt!“
  • „Melody komm jetzt hierhin!“

Muss ich ja nix zu sagen, ne. 

Nett sein

Kennen Sie diesen Spruch: „Freundlichkeit ist ein Bumerang!“? Wissen Sie, wie oft mir dieser Bumerang in die Fresse geflogen ist? Hab aufgehört zu zählen. 

So ging es wohl auch der erfolglosen Nutte, neben die ich mich eines Tages bei Regen unters Vordach stellte. Ich wollte mir eine Zigarette drehen, die ich mir vor der Schicht genehmigen würde. „Na, die sind aber ganz schön unfreundlich hier, ne!“, murmelt sie mir schwesterlich zu. Ja Kollegin, denke ich, die sind manchmal ganz schön unfreundlich hier, und lächle resignierend.

Suppenschüsseln

Es kommt ein asiatischer Mann in den Laden. Er hat eine relativ große Salatschüssel über den Kopf gestülpt. Sie ist mit Packband an seinem Kopf befestigt. Ich bemühe mich um Ergründung des Zwecks dieser außergewöhnlichen Kopfbedeckung. Ich scheitere. Natürlicherweise würde eine Salatschüssel vom Kopf rutschen oder schief darauf hängen. Es stört mich ungemein, dass sie es nicht tut. Sie ist ja festgeklebt. Er zahlt, ich starre ihm nach, bis er nicht mehr zu sehen ist. Nee, bringt nix. Ich habs immer noch nicht verstanden.

Schlechte Laune

Ich bin mit der Putzmaschine unterwegs, checke mit einem Blick zwischendurch die Lage an der Kasse. Schlange. Okay. Muss noch eben die Putzmaschine parken. Dauert halt ein paar Sekunden. Ich gehe an die Kasse, da möppt der blöde Loser mit den langen Haaren rum, warum ich nicht sofort zur Kasse gekommen bin. Ich raunze ihn an, was er denn von mir will: „Ja Alter, ich muss die Maschine parken, das dauert halt bisschen. Maaaann, ey.“ Er ernsthaft: „Nee, du warst da hinten.“ , so als ob ich extra langsam gemacht hätte. Boahr nee, ey. Ich knalle ihm seine fucking 46 Cent hin, die er wegen seines Pfandbons trotz des PET-Biers noch zurück bekommt. Mann, Mann, Mann, was macht der den ganzen Tag? Was verdammt nochmal macht der den ganzen Tag???? Trinken. Abhängen und schlecht gelaunten Kassiererinnen auf den Sack gehen. Arrrgh, blöder Wichser.

Beginn einer Schicht

Der im Folgenden geschilderte Beginn einer „gewöhnlichen“ Schicht ist exemplarisch für meinen Arbeitsalltag. Folgende Dinge passierten direkt nacheinander in den ersten paar Minuten: 

  • Eine ältere Dame kommt zu mir und sagt, sie könne ihren Wagen nicht „da reinschieben wo die Wagen hinkommen“, weil sich da „die Penner“ hingesetzt haben. Ich gehe raus, und finde drei bunte Punker vor, die sich im Halbkreis um eine Flasche Korn gruppiert haben. Sie sitzen genau vor der Einkaufswagen-Box. Herzlichen Glückwunsch. „Jungs, also bekackter hättet ihr euch ja nicht hinsetzen können, ne. Geht ma bitte woanders hin.“ „Aye, aye, machen wir.“ kommt brav vom Anführer zurück. Danke, das war einfach.

 

  • Ein Kunde macht mich darauf aufmerksam, dass „der da hinten“ seine Plastiktüte voll mit Tabak hat. „Der da hinten“ macht sich gerade durch den Eingang auf den Weg nach draussen. Ich hinterher, in dem Wissen, dass ich eh nix ausrichten kann, schaffe es aber gerade noch „dem da hinten“ einen saftigen Tritt in seinen Arsch zu verpassen, bevor er mit seinem Rad losfahren kann. Junkie.

 

  • Ich sitze wieder in der Kasse und der nächste Kunde ist so besoffen, dass er fast auf mich drauf fällt. Ich schubse ihn wieder in die Senkrechte und sage „Bleibst du wohl stehen?“. Er bleibt stehen, schafft es auch, recht reibungslos seinen Tetra-Pak-Wein zu bezahlen…und tschüss! Nach einiger Zeit kommt er wieder herein und macht einen wesentlich fitteren Eindruck als zuvor. Das kommt häufiger vor. Ich verstehe nicht, wie das sein kann.

Völkerverständigung

Der türkische Opi beschwert sich, dass ich sein Kleingeld nicht nehme und versteht einfach nicht, dass es nicht daran liegt, dass ich nicht will, sondern dass sein Kupfergeld nicht ausreicht, um die 75 Cent zu bezahlen. Er hat keine 75 Cent klein, aber mit den 2 Euro dazu kann ich was anfangen. Ich nehme also 2,25. Er schmeisst jetzt aber wütend sein Kleingeld vor mich hin und will dass ich klein nehme. Ich schmeiße ihm die 2,25 genauso hin und sage dass sein Kupfer alleine nicht reicht. Dadurch hat er es vermutlich immer noch nicht verstanden, aber ich habe ihm wenigstens kontra gegeben. Meine Güte, wie sinnlos. Ich nehme die 2,25 wieder und gebe ihm 1,50 Euro Rückgeld. Er geht von der Kasse weg und brabbelt irgendetwas auf türkisch zu meinem türkischen Kollegen. Ich frage meinen Kollegen: „Ey was´ los mit dem?“ Mein Kollege sagt: „Es gibt ein türkisches Sprichwort, das besagt: Wer sich mit Verrückten anlegt, ist verrückt.“ Jo. Fragt sich jetzt nur, wer von uns gemeint ist. 

Meckern wegen nichts

Ein Vater mit seinem Sohn kommen einkaufen. Er sagt, auf die Cola-Dosen deutend: „Schütteln sie das bitte nicht.“ Ich sage nichts, obschon mir die leicht herrisch anmutende Anweisung nicht passt, packe die vier Dosen und ziehe sie in einem sanften Rutsch über die Kasse. Nix geschüttelt, alles gut — denke ich.

Er aber jetzt: „Sie haben jetzt extra geschüttelt, ne!“ What? Ich habe nichts anderes getan, als seiner Bitte zu entsprechen. War er mal kurz in der Matrix und hat was anderes gesehen?!

Ich also: „Ehm, nein!“

Er: „Doch, sie haben das extra geschüttelt, nur weil ich das gesagt habe!“

Ich bin ehrlich entrüstet. Was will das Arschloch von mir. Mir fehlen die Worte, bekomme aber gerade noch heraus: „Also, ich glaub, es geht los.“,  da ruft schon der nächste Kunde, der das mitbekommen hat: „Wir sind nicht in Arabien! Ich war 37 Jahre Sozialarbeiter. Wenn die Jungs frech werden….“ Blablabla. Oh Gott.

Einerseits bin ich über die haltlose Anschuldigung des Cola-Käufers erschüttert, und fühle mich überrumpelt. Gleichzeitig bin ich erleichtert über die Hilfe von Außen. Diese ist aber andererseits schlicht rassistisch, sodass ich gefangen bin im Dilemma, gleich zwei testosterongestörten Typen widersprechen zu müssen. Am Ende sage ich aufgrund meiner Gedankenparalyse gar nichts mehr. Die beiden haben jetzt glücklicherweise aufgehört zu mucken.

Wenn es etwas gibt, dass mich wirklich trifft, ist es eine haltlose Unterstellung. Der Cola-Mann hat mir ja im Grunde etwas total bösartiges unterstellt. Als ob ich ihn ärgern wollen würde und irgendwie meine mikroskopische Macht an der Kasse zu seinem Nachteil ausüben würde. Also echt. Ich kenne ihn doch gar nicht. Das mache ich nur mit Leuten, die es verdient haben. Muuuuhaahhaaaaar. Nein. Scherz. Dass ich selbst bei blöden Arschlöchern noch nett und neutral bleibe, wundert mich sehr oft und sehr stark. Aber die Gedanken sind frei: Hier schwirrt des Öfteren eine Faust und eine herzhaftes „Hu****ohn“ herum. 

 

Diese Ausführungen stammen aus dem Jahr 2013, konnten jedoch erst jetzt, 2018, fertig bearbeitet und veröffentlicht werden.

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