Kassenleitlinien II

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Wenn bereits alle Kassen besetzt sind, also alle im Laden vorhandenen Kassen, dann sagen Sie dem Chef nicht zeternd, dass er noch eine Kasse aufmachen soll. Entschuldigen Sie, aber wie stellen Sie sich das bitte vor? Sollen wir uns ein Kellner-Portemonnaie aus der Kneipe von neben an besorgen, und sie auf dem Boden mit einem Taschenrechner abkassieren?

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Wenn wir Ihnen Körbe für ihren Einkauf zur Verfügung stellen, dann heißt das nicht, dass Sie diese Körbe fleißig mit nach Hause nehmen dürfen. Und dann wundern Sie sich, dass irgendwann keine Körbe mehr da sind? Und das alles sagen Sie der Kassiererin auch noch? Witzig. Nicht. Sie sind echt süß (lächz), aber Sie denken nicht mit.

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Wenn Sie schon so vorbildlich waren, einen Einkaufswagen zu benutzen, dann versauen Sie es nicht, indem Sie den Einkaufswagen zwei Straßen weiter zu ihrem Auto schieben, und ihn dann nicht wieder zurück bringen. Wir bekommen gelegentlich Hinweise von Kunden, dass in irgendwelchen Hinterhöfen Einkaufswagen von uns stehen, und zugemüllt vor sich hin gammeln. Oder aber, sie stehen mitten auf der Straße und mein Chef darf dann da hin latschen und die Karre wieder in ihren Stall bringen.

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Beschimpfen Sie die Kassiererin nicht als Rassistin, weil Sie Türke sind und Sie zehn Minuten nach Ladenschluss nicht mehr abkassiert werden, weil Sie nach mehrmaliger Aufforderung nicht zur Kasse gegangen sind, obwohl Sie seit fünf Minuten der einzig verbleibende Kunde im Laden sind. Versuchen Sie dann auch nicht, mit der nicht bezahlten, und nicht mehr bezahlbaren Ware einfach abzuhauen. Es ist mir scheißegal, wer Sie sind. Es kommt drauf an, wie Sie sind.

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Ohrfeigen Sie die Kassiererin nicht, wenn sie Sie daran abhalten will, mit zwei unbezahlten Kartons Kaffe aus dem Laden zu gehen.

59
Sie waren so bemüht, ihr Geld vorher fein abgezählt aus dem Portemonnaie zu kramen, haben aber mal wieder vergessen, dass da auf der Flasche stillen Wassers ja noch Pfand drauf ist? Ich verweise Sie auf Artikel 39 der Kassenleitlinien.

60
Bewerfen Sie die Kassiererin nicht mit einem 5-Cent-Stück.

61
Sagen Sie nicht zur Kassiererin: „Ich steck die gleich die Colaflasche in die „PIEEEEEEEEP (denken Sie sich nun Ihren Teil)“.

62
Bevor Sie rufen: „Nee, Fräulein, also das kann so nicht stimmen!“, prüfen Sie bitte den Kassenbon. Rufen Sie besagte Worte bitte nicht jedes Mal, wenn sie einkaufen kommen. Sie ersparen sich eine weitere Entschuldigung Ihrerseits.

63
Wenn Sie besoffen und übernächtigt beim Klauen erwischt wurden, dann legen Sie sich ruhig für ein Nickerchen auf den Boden des Büros. Der Detektiv hat dann seine Ruhe, während er auf die Polizei wartet.

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5 Kommentare zu „Kassenleitlinien II“

  1. Zwar nicht aus dem Discounter, sondern aus dem blau-geilen Irrenhaus, aber dennoch gewiss auch in die Kassenleitlinien passend:

    64
    Sagen Sie „hallo“, „guten Tag“, „Entschuldigung, bitte …“ oder ähnliches, wenn Sie mit der Kassiererin Kontakt aufnehmen.

    65
    Setzen Sie nicht einfach voraus, dass eine Kassiererin eine andere Sprache spricht als ihre eigene Landessprache. Fragen Sie sie zu Anfang, ob sie auch der Sprache mächtig ist, die Sie am besten sprechen.

    66
    Wenn Sie z.B. die Milch suchen, hauen Sie die Kassiererin nicht einfach ein „Milch?“ oder „Milch!“ um die Ohren. Beachten Sie bitte erstens Punkt 64 und kleiden Sie bitte zweitens die Frage in einen vollständigen Satz.

      1. *grins* Aber dann nur mit dem nötigen Nachdruck in der Stimme: „HALlo! Mi-ilch!!!“

        Ich für meinen Teil versuche mir ja immer noch anzugewöhnen auf z.B. „Handys?“ einfach mit z.B. „Autoreifen?“ zu antworten. Aber das „GUTEN TAG! Da! [*fünfMeterweiterindiedeutlichsichtbareHandyabteilungzeig*]“ ist irgendwie stärker.

        Und Leute, die mich von hinten (wo sie die kleine UK-Flagge auf meinem Namensschild NICHT sehen können) direkt, am besten noch grußlos, auf Englisch zubabbeln, kriegen zuerst mal ein „Yes, I DO speak English“ zu hören …

      2. lol, Autoreifen! Auch sehr schön 🙂 “ Yes I DO speak English“ ist mir übrigens auch schon über die Lippen gekommen. Neulich hatte ich den vorbildstlichen ausländischen Touristenkunden: Er hatte „Sprechen Sie Englisch?“ auf Deutsch auswendig gelernt. Er war der erste und letzte:-.)

      3. P.S.: Auch von mir Glückwunsch zum Blog und auf dass es viel Lustiges zu schreiben gibt.

        Ich bin zwar erst seit sieben Jahren im Einzelhandel, aber: Ich fühle mich hier richtig gut verstanden. 🙂

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