Neulich kam eine hübsche, sympathische Kundin zu mir und wies mich freundlich auf eine falsche Preisauszeichnung hin. Sie hatte laut Preisschild neunzig Cent zu viel bezahlt. Das ist ganz ordentlich.
Ich ging also mit ihr zur Kasse, und bat meine Kollegin, der Kundin die Differenz von neunzig Cent auszuzahlen. Meine Sympathie für die Kundin löste sich nach dem Satz, den sie nun sprach in Luft auf:
Sie sagte lächelnd, mit einem irgendwie entschuldigend wirkendem Blick und den Kopf leicht zur Seite geneigt: „Ich will aber nichts unterschreiben oder so. Das wär ja unfair!“
Oooooohhhh, tutsi duddi duuuu! Armes Püpüüüü. Joooaaar. Voll unfair!
Da heißt wohl jemand Gabriele Maria Detlef Gräfin von Wartburg und Kronenberg zu Schaumburg-Lippe. Ist in Ordnung. In diesem Fall wäre ich auch angepisst angesichts der Bitte um eine schnelle Unterschrift.
Okay, ich kann nachvollziehen, dass der Aufwand eine Unterschrift zu leisten zusätzlichen Stress bedeutet. Es ist ja nicht die Schuld der Kundin, dass da was schief gelaufen ist. Ist im Grunde unfair. Stimmt schon.
Aber….. Hallo? Ich brauche eine, maximal zwei Sekunden für eine Unterschrift. Abgesehen davon kann sie von mir aus einfach drei Kreuze auf den Zettel schmieren. Ich bin kein Fan von Rumreiterei auf Kleinigkeiten. Mal mir nen Strich und fertig… Unfair. Tss.
Es geht hier eigentlich nur darum, dass die Kassiererin eine Art von Nachweis hat, dass sie nicht einfach so ein Storno durchgeführt hat, um sich das Geld selber in die Tasche zu stecken. Kontrolle, Baby. Kontrolle. Kontrolle ist ein Arschloch, aber notwendig.
Um der Kundin jeglichen, möglicherweise aufkommenden Wind aus den Segeln zu nehmen, sagte ich: „Dann machen wir´s halt ohne [Unterschrift].“ Ich bin es leid, wegen so einem Quatsch zu diskutieren. Soweit solls ma kommen, dass ich Kunden um ein Autogramm anflehe.
Lastschrifteinzugsermächtigung
Es ist schon einige Jahre her, dass einmal ein ganz spezieller Kunde kam, der sich weigerte seine Unterschrift unter die Lastschrifteinzugsermächtigung zu setzen. Er wollte sich ganz ernsthaft den ganzen Zettel ersteinmal durchlesen, bevor er unterschreiben würde.
Machen Sie das mal mit einer Kassiererin, die noch nicht stresserprobt ist. Das geht in die Hose. Ich weiß nur noch, dass ich ziemlich patzig und völlig überfordert war. Heute würde ich eine solchen Situation mit erhabenem Lächeln und Mönchesruhe hinter mich bringen.
Nun denn. Er schwitzte, stand völlig unter Stress, zitterte. Kurzum: er war offensichtlich nicht ganz normal. Übler Fall von Neurose, schätze ich. Ich rief meinen Chef, der den Kunden davon überzeugen konnte, den Wisch zu unterzeichnen. Ich durfte mich dann der, zwischenzeitlich beträchtlich gewachsenen, Warteschlange widmen. Der Kunde bestand auf eine Kopie der Lastschrifteinzugsermächtigung, bekam sie, und verlies den Laden.
Als ich mit meiner Pause dran war, und mir gerade mit der Rechten ein Brötchen in den Mund quetschte und in der Linken schon die qualmende Zigarette bereit hielt, hielt mein Chef mir das Telefon hin. Es war ein stressiger Tag, an dem ich jede Sekunde, in der ich nicht an der Kasse saß nutzen musste um meine Pause machen zu können.
Am anderen Ende der Leitung war der Kunde, der eigentlich zufrieden in seiner hässlich-kalten Küche sitzen sollte, während er die Kopie der Lastschrifteinzugsermächtigung in sein penibel geführtes Haushaltsbuch einkleben würde.
Weiß der Teufel, wo der Typ die Telefonnummer unserer Filiale her hatte. Jedenfalls war er nicht zufrieden, denn er entschuldigte sich zehn Minuten lang für sein Verhalten. Er hörte gar nicht mehr auf damit, sich zu erklären und zu entschuldigen, obwohl ich ihm mehrmals versicherte, dass ich ihm verziehen hatte, und er sich nicht sorgen solle. Als ich endlich auflegen konnte war meine Pause um.
Hätte er nicht angerufen, hätte ich ihm vermutlich tatsächlich irgendwann verzeihen können.