In Regelmäßigen Zeitabständen kommen Kunden mit einem kleinen, aus einem Prospekt gerissenen Papierfetzen in den Laden. Sie suchen einen Artikel und können ihn nicht finden. Wir sagen dann: „Zeigen Sie mal her.“ Wir schauen uns den Fetzen dann an, könnten aber eigentlich mit ein wenig Anstrengung aus zehn Metern Entfernung schon sagen, dass der Prospektfetzen nicht von unserem Discounter stammt, sondern von der Konkurrenz.
Es sind meist ältere Männer, die von ihren Frauen in den Laden geschickt werden, um genau diesen, bei uns weder beworbenen, noch aus Versehen vorhandenen, Artikel zu besorgen. Warum reißen Omis so gerne Prospekte auseinander? Brauchen sie den anderen Rest der Seite noch? Vertrauen sie ihrem Mann nicht? Reißen sie nur den gewünschten Artikel aus dem Prospekt, weil sie die Gefahr, dass der Ehemann sonst das falsche Produkt kaufen könnte als so hoch einschätzen?
[Da fällt mir glatt die Geschichte ein, als zwei WG-Freundinnen krank waren, und einen Kumpel in den Supermarkt schickten, auf dass er Stroh Rum kaufe, den sie sich in den Tee kippen wollten. „Stroh Rum! Der hat 80%!“. Der Kumpel kam ohne Stroh Rum wieder. Dafür schleppte er zwei Flaschen normalo-Rum mit je 40% an. Das entbehrt einer gewissen Logik nicht, ist aber dem Zweck nicht dienlich.]
Weiter im Text:
Ab und zu aber stammen die Fetzen auch tatsächlich aus unserem Prospekt: …Dem Prospekt der Vorwoche, der nächsten Woche, oder von der Seite, die den Donnerstag bewirbt, während es erst Dienstag ist.
Es ist nicht einfach, Prospekte zu Lesen. Man wird von so vielen Eindrücken übermannt, dass ein Blick auf das Datum kaum noch zu bewerkstelligen ist. Auch nach jahrelanger Treue zum Discounter kann man nicht verlangen, dass der Seitenaufbau eines Prospekts zum gewohnten und souverän zu durchschauenden Bekannten wird.
Auch die Außenwerbung am Eingang des Ladens wird wöchentlich mindestens einem Kunden zum Verhängnis. Diese Außenwerbung bewirbt in aller Regel die Artikel der Folgewoche. Die Kunden sprechen mich dann an, wo denn beispielsweise das 4-Jahrezeiten-Steppbett zu finden sei. Ich frage dann routinemäßig, ob sie das draußen an der Tür gesehen hätten, und erkläre ihnen geduldig was Sache ist.
Puh. Ist ja okay. Kann mal passieren. Passiert aber wahnsinnig vielen. Ständig. Ich kann also gar nicht mehr anders, als diese Kunden einen ganz, ganz kurzen, klitzekleinen Moment lang für unendlich dämlich zu halten.
„[Da fällt mir glatt die Geschichte ein, als zwei WG-Freundinnen krank waren, und einen Kumpel in den Supermarkt schickten, auf dass er Stroh Rum kaufe, den sie sich in den Tee kippen wollten. „Stroh Rum! Der hat 80%!“. Der Kumpel kam ohne Stroh Rum wieder. Dafür schleppte er zwei Flaschen normalo-Rum mit je 40% an. Das entbehrt einer gewissen, etwas anderen, Logik nicht, ist aber dem Zweck nicht dienlich.]“
Dann trinkt eben jede der Freundinnen zwei Tassen Tee. Manchmal stellen sich Frauen aber auch schwierig an. Fürchterlich.
Das kann natürlich vorkommen undich bin auch schon mit dem verkehrten Prospekt im Laden aufgetaucht.