MHD

Mindesthaltbarkeitsdatum
(Gehört auch zu: Top-Wörter der deutschen Sprache, die nur erfunden wurden, um Ausländer als sprachlich inkompetent erscheinen zu lassen)

Sie sind genial!

Sie wissen ganz genau, dass Sie die Konservendose nicht vor August 2014 öffnen werden. Deshalb gehen Sie auf Nummer sicher und nehmen eine Dose aus dem untersten Karton. Sie Fuchs, Sie! Auf dieser Dose steht nämlich ein MHD von September 2015! Geil. Jetzt haben Sie ein Jahr mehr Zeit, sich zu überlegen, ob Sie die Ravioli essen wollen, oder nicht. Knaller.
Nennen Sie mir einen einzigen vernünftigen Grund für die Bevorzugung einer Konservendose aus einem der unteren Kartons. Ich bin ganz aufgeregt ob der möglichen Antworten.

Es ist durchaus legitim, sich aus einem unteren Karton zu bedienen, wenn die gewünschte Sorte im obersten Karton nicht anzutreffen ist. Ich habe aber BEOBACHTUNGEN angestellt. Ich weiß mit absoluter Sicherheit, dass es zu viele Menschen gibt, die „einfach so“ lieber nen Artikel ausm unteren Geschoss nehmen. Völlig sinnfrei.

Sie spinnen.

Sie nehmen sogar die Frischmilch mit dem längeren MHD, selbst wenn Sie nur EINE Milch kaufen, die Sie mit Sicherheit noch am gleichen oder am nächsten Tag öffnen werden. Und dann ist es sowieso egal, wie lange die Milch dann noch haltbar ist, denn sobald geöffnet, muss sie innerhalb von zwei, drei Tagen verbraucht werden.

Joghurts. Joghurtregal. Oh wie ist es schön, wenn der eine halb leere Joghurt-Karton auf dem Karton eines völlig anderen Joghurts steht, weil Sie ja den einen Joghurt aus dem Karton zwei Lagen darunter haben wollen, und daher die oberste Lage einfach zur Seite auf den Joghurt nebenan stellen, damit die nachfolgenden Kunden den anderen, nun verdeckten Joghurt auch auf keinen Fall finden können (Diese anderen Kunden kommen dann zu mir und ich muss ihnen zeigen wo der Joghurt steht, den sie doch sonst immer hier kaufen). Sie fummeln dann noch die Hand unter die nun oberste Joghurt-Lage und ziehen sich vier Joghurts der Sorten Erdbeere und Pfirsich-Maracuja heraus. Sie sind zufrieden. Sie können sich den Joghurt nun fünf Tage länger angucken, so wie er da im Kühlschrank steht. Das dürften im Schnitt so anderthalb bis zwei Wochen Galgenfrist für den Joghurt bedeuten.

Sie verarschen sich doch selbst.

Sie kommen sowieso nicht erst in zwei Wochen wieder einkaufen, sondern spätestens in einer Woche. Wenn Sie DANN Bock aufn lecker Joghurt haben, steht ja glücklicherweise noch einer bei Ihnen zu Hause im Kühlschrank. Währenddessen haben wir jene Joghurts, die Sie NICHT gekauft haben, aber hätten kaufen können, weil Sie drei der vier Joghurts bereits verzehrt haben, und daher auch einfach die Joghurts mit dem näherem MHD hätten nehmen können, längst in die Mülltonne geschmissen, weil sie mit einem MHD von nur noch sechs Tagen nicht mehr für Sie zumutbar sind.

Ich brauche Ihnen hoffentlich nicht erzählen, dass MHD keine Deadline darstellt, sondern eher sowas wie eine Empfehlung, dass das Produkt bis zu diesem Datum auf jeden Fall noch verzehrt werden kann. Darüber hinaus kann es aber immer noch verzehrt werden. Da wir aber alle einfach zu dumm sind und keinen Plan von Lebensmitteln haben, halten wir uns an das MHD lieber wie an eine todernste Frist. Wir haben panische Angst vor verdorbenen Lebensmitteln. Frau Aigner hat da neulich was von einer Aufklärungskampagne gefaselt. Kam da schon was? Isses schon vorbei? Ich kann jedenfalls keine positive Veränderung im Joghurtregal feststellen.

Die Problematik wirkt sich auf mich persönlich folgendermaßen aus: Ich darf alles wieder aufräumen. Ein zerfleddertes Warenregal sieht kacke aus. Es muss aber immer alles ganz toll aussehen. Ich kann mittlerweile über viele Eigenarten der Kundschaft hinwegsehen. Aber diese Regalmassaker gehen mir bis heute tierisch auf die Nerven.

5 Kommentare zu „MHD“

  1. Lothar Matthäus sortiert seine Joghurts nach dem MHD in den Kühlschrank…
    Ist das noch normal? Abgesehen davon, dass das MHD der größe Schmuh ist, den die Industrie je erfunden hat, um schneller mehr Ware direkt in den Müll zu kriegen.

  2. Ich oute mich als Kunde, der Unordnung stiftet.

    Gründe

    Bei Tiefkühl- und Kühlprodukten wird manchmal von anderen Kunden etwas herausgenommen, dann wollen sie es doch nicht mehr und es landet im Pampersregal. Ein Mitarbeiter sammelt alles ein und wirft es oben auf die anderen Artikel, obwohl die Kühlkette unterbrochen wurde.

    Frische Produkte schmecken besser. Nicht nur gekühlte, sondern länger haltbare wie zB auch Schokoladenküsse und eingepackte Waffeln

    Fertigsalate schmecken schon bereits ein paar Tage vor dem MHD gammelig.

    Manche (auch länger haltbare Artikel) werden von merkwürdigen Kunden aufgemacht und wieder verschlossen, so dass man das erst zu Hause beim Öffnen merkt, wie z. B. Säfte, Joghurt (Deckel ab, Folie aufgerissen, Folie wieder drauf, Deckel zu), Madmeladengläser (aufgeschraubt, wieder zugeschraubt).

    Unten sind die Artikel weniger begrabbelt.

    Beste Grüße
    der Unruhestifter, der sich für sein merkwürdiges Kaufverhalten entschuldigt und
    diesen Blog spitze findet.

    1. Das sind Begründungen, die mir gerechtfertigt erscheinen. Somit sei Ihnen verziehen! Und ich bin wieder ein wenig schlauer, was das merkwürdige Kaufverhalten einiger Kunden anbelangt.

      1. Bei Milchprodukten kommt noch ein weiterer Aspekt dazu. Ich muss dazu sagen, dass ich bis vor wenigen Monaten sehr packfreundlich alles gekauft hab, was noch zu ist, vorne steht und noch mindestens einen Tag „gut“ hat(bzw auch gerne in der Ecke geschaut habe mit den „läuft heute ab“ bzw „ist schon abgelaufen“ Produkten). Ich hab jetzt aber ein neues Los in der Unverträglichkeitenlotterie gezogen und einen der Hauptgewinne gezogen: Histamin.

        Bei länger haltbaren Sachen ist es nicht sooo dramatisch, bei (halbwegs) frischen wie Milch oder Joghurt aber sehr wohl. Je älter die sind(also je kürzer das MHD), desto schlechter vertrag ich’s, wegen des Histamins.

        Allerdings muss es nicht zwangsläufig der unterste Karton sein. Wenn die Sachen oben noch lange haltbar sind, nehm ich auch die. Uuund ich arbeite ja selber im Supermarkt(nicht Discounter, nicht immer, nicht zuhause) und weiß wie nervig das ist und räume wieder auf hinterher.

      2. Hallo, diese Unverträglichkeit kannte ich noch gar nicht. Vor allem, dass dies durch Milchprodukte, bzw. das Histamin darin ausgelöst wird. Das ist mir völlig neu und stellt natürlich das beste Argument dafür dar, dass man einen Joghurt mit möglichst weit entferntem MHD nimmt 😉 Und nachher wieder alles so zu hinterlassen, wie man es selber gerne vorfinden möchte, ist auch für mich selbstverständlich. Leider ist es (zumindest bei uns) so selten, dass es schon wieder extrem löblich ist.

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